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amerikanischer Collie
Rüde
01.10.2008 - 31.07.2014
tricolor
MDR1: -/- (genetisch affected)
Candor, der MDR1 Defekt und andere Wehwehchen...
Angeregt durch meine liebe Freundin Tina, möchte ich hier einmal erzählen warum man den MDR1 Defekt beim Hund nicht
beschönigen sollte und warum es ein Hauptaugenmerk in der Zucht zu sein hat diesen Defekt zu eliminieren. Meine
Geschichte mit Candor und dem MDR1 Defekt beginnt im Jahr 2008. Ich brauchte dringend einen Partner für meine
damalige Border Collie Dame Winnie, die ohne Kumpel zunehmend depressiv wurde. Ein Collie Rüde sollte es sein. Nach
einigem Suchen fand ich einen damals 5 Monate alten Rüden. Natürlich sollte der Hund Papiere haben… auch wusste ich
das es einen MRD1 Defekt gibt, fand das aber damals nicht wirklich dramatisch… augenscheinlich durften diese Hunde
einfach nur kein Ivermectin bekommen… schöner Irrglaube… Candor zog also ein und zeigte sogleich das leider oft
collietypische Verhalten; er war extrem bodenscheu, hatte massive Probleme mit wechselnden Untergründen und schien
ständig in einem Zustand innerer Unruhe zu sein. Das er rückwärts durch Türen ging fand ich damals zwar ungewöhnlich,
aber frei nach dem rheinischen Motto „Jeder Jeck is anders“, konnte ich ganz gut damit leben. Candor war ansonsten
extrem cool, schussfest und es konnte ihn so schnell nichts meinen. Ein netter Kerl einfach, mit etwas eigenwilligen
Marotten. Nicht lange nach seinem Einzug wurde er krank, schwer krank: es lief dicker Eiter aus seinen Nasenlöchern, sein
Immunsysthem schien angekratzt, die anderen Hunde steckten sich nicht an… es war sein eigenes Problem. Nach mehreren
Behandlungsintervallen mit schwerem Antibiotikum bekamen wir das in den Griff. Leider war aber seine Darmflora dadurch
ruiniert, sein Darm angegriffen. Sein Fell war von Anfang an sehr fettig, Durchfall war inzwischen an der Tagesordnung.
Nach einem guten Jahr schien der Spuk vergessen, alles normalisierte sich so langsam wieder. Dann der Rückfall 2009.
Wieder Eiter aus den Nasenlöchern, das ganze Spiel von vorne! Diesmal gipfelte alles in Magen- und Darmblutungen und
einem fast toten Hund der nur durch intensivsten Einsatz des Tierarztes gerettet werden konnte. Auch das schafften wir.
Während seiner diversen Erkrankungen verschlimmerten sich allerdings seine Neurosen. 2010 endlich war er so stabil das
wir es wagen konnten ihn kastrieren zu lassen. Meine damalige Colliehündin war in der ersten Hitze und Candor war fertig
mit den Nerven. Das wollte ich ihm nicht noch einmal zumuten. Gesagt, getan… wohl wissend das ich einen -/- habe ging
ich das Risiko ein und ließ ihn kastrieren. Ich stand während der Op daneben und so bekam ich hautnah mit wie mein Hund
zwei Mal abdanken wollte und wir hatten alle Hände voll zu tun ihn wieder zurück zu holen. Damit nicht genug, unter der OP
stellte sich heraus: der Hund ist Bluter! Wieder war Hoffen und Bangen angesagt, nach Tagen waren die Blutungen endlich
zum Stillstand gekommen und Candor war dem Tot mal wieder von der Schippe gehüpft…. Meine Nerven! Die Wurmkuren
waren jedes Mal ein Quell der Freude… Darmblutungen die stete Folge und schließlich bekam er immer gleichzeitig mit der
Wurmkur auch Kortison… so klappte das dann auch ganz gut. Nur warum war das so??? Ganz einfach, durch den MDR1
Defekt sinkt auch der Cortisolspiegel im Blut ab. Dadurch kommt es zu diversen „Empfindlichkeiten“ um es mal ganz
vereinfacht auszudrücken. Soweit, so schlecht. Von Anfang an hatte Candor, der eigentlich ein unglaublich lieber und
freundlicher Hund ist, mit überschießenden Reaktionen zu kämpfen, Seine Toleranzschwelle war eher gering, aber nie
berechenbar und er konnte bei der kleinsten Kleinigkeit auf seine Rudelgenossen los gehen. Für mich nicht nach zu
vollziehen warum er das tut, alle behandeln den Chef mit höchstem Respekt! Bis Anfang 2013 stabilisiert sich der Junge
recht gut. Dann fiel eine vermehrte Schläfrigkeit auf, seine Neurosen verschlimmerten sich wieder und es kamen neue
hinzu. War er in den ersten Jahren schussfest und absolut nicht Geräusch empfindlich, so hatte er nun plötzlich Angst vor
Gewitter, wurde gerade zu panisch, lief im Kreis, kam gar nicht mehr vorwärts durch manche Türen. Inzwischen erschrickt
er vor jedem lauten Geräusch, hat auch zum Teil Angst vor seinem Futternapf und ist nicht im Stande aufzufressen wenn
der Napf Geräusche macht. Benimmt sich wie ein 12 Jahre alter Hund und nicht wie einer der noch keine 5 ist. Er spielt
nicht mehr, er will seine Ruhe haben, lebt mehr oder weniger in seiner eigenen Welt. Mitte August 2013 lag er morgens
dösend neben mir. Die anderen Hunde waren im Garten. Plötzlich springt Candor auf, rennt auf mich zu, bremst an meinem
Bein (ich saß am Rechner) und bleibt völlig verkrampft in dieser Stellung stehen. Als ich mich über ihn beuge um ihn zu
beruhigen, sehe ich wie er fletscht. Der Spuk ist im nächsten Moment vorbei! … Was zu Hölle war das? Was passiert da mit
meinem Hund??? Die Geschwindigkeit dieser Entwicklung ist erschreckend. Beim letzten Tierarztcheck stellte sich heraus,
dass eine seiner Pupillen größer ist als die andere und sein Herz nicht ok ist. Nun warte ich auf das Blutergebnis… Sicher
sind nicht all seine Probleme dem MDR1 Defekt geschuldet… aber doch so einige. Durch die fehlenden Transmitter kommt es
zur Anreicherung aller möglichen Gifte und Medikamente im Gehirn und in den Organen, die nicht mehr ausgeschieden
werden können. Es ist für die Hunde eine Qual und für deren Besitzer keine Freude ein solches Tier zu betreuen und es
muss ganz klar dafür Sorge getragen werden das keine betroffenen Hunde mehr zur Welt kommen. Ich werde den Fortgang
hier weiter berichten und befürchte sehr, das Candor nicht in Ehren wird ergrauen dürfen…
28.09.2013 Wie versprochen, berichte ich heute wieder über meine geliebte
"Wanderbaustelle" Candor. Da seine Auffälligkeiten und Krankheiten so vielfälltig sind, ist
es manches Mal schwer zu sagen welchem Defekt sie geschuldet sind. Die
Blutuntersuchung hat ergeben das Candors Schilddrüse nicht mehr arbeitet. Dadurch
kommt es zu vermehrter Ängstlichkeit und Müdigkeit. Er bekommt seit einigen Wochen
entsprechende Tabletten um dies auszugleichen. Wahrscheinlich hat er dieses Problem
schon von Anfang an und daher wird auch ein Teil seiner Bodenscheu kommen.
Verschlimmert wurde das Ganze offensichtlich durch seine Kastration im erwachsenen
Alter. Daher resultiert wohl auch der Herzfehler. Durch die Kastration und den Wegfall der
Hormone verlangt das Hirn vom Körper Höchstleistungen, fordert die Schilddrüse zu
vermehrter Hormonproduktion auf und das Herz pumpt was es kann... bis es nicht mehr
kann... Die Gabe jeglicher Medikamente ist bei einem MDR1 -/- Hund immer ein Wagnis. Da
alles ungefiltert in die Organe und das Gehirn gelangt, braucht Candor entsprechend wenig
Schilddrüsentabletten. Die Einstellung war etwas schwierig. Nun aber hat er sich wieder
stabilisiert. Er ist wacher geworden, nimmt wieder Anteil am Leben und meistert die für ihn
täglichen Schwierigkeiten (Bodenscheu, Geräusche) wieder etwas besser und leichter. Ich
möchte an dieser Stelle nochmals darauf hinweisen, das absolut nicht geklärt ist welches
von Candors Problemen zu welcher genetischen Erkrankung gehört. Fakt ist und bleibt
aber: hätte er keinen MDR1 Defekt, so wäre seine Behandlung um einiges einfacher!
17.10.2013 ... warum sollte es auch aufhören??? Seuftz... seit gestern hat Candor wieder
einmal eitrigen Nasenausfluß... das Spiel beginnt also von vorne. Er bekam als erste Hilfe
Maßnahme Hepar Sulfuris D 200 um den Eiterherd einzuschmelzen. Dazu ein ganz
spezielles Nasenspray zur Abtötung der Bakterien. Sollte das nicht den gewünschten Erfolg
bringen, so werde ich wieder schweres AB geben müssen. Damit wird wieder mal seine
Darmflora ruiniert... Magen- und Darmblutungen als Folge sind nicht ausgeschlossen... ich
bin mit meinem Latein am Ende...
19.11.2013 ... schlimmer geht immer... Nicht genug das Candor`s Nase immer noch nicht so
richtig wieder in Ordnung ist, nun hat sich auch noch ein Geschwür an seinem rechten
Oberschenkel gebildet. Dazu ist sein Verhalten im Moment so extrem, das er für seine
Rudelgenossen überhaupt nicht mehr berechenbar ist. Er starft sie wahllos ab, wird zum
Teil ganz steif, scheint sie nicht zu erkennen. Der Schritt in den Korb scheint ihm manches
Mal unmöglich, es gibt Türen die er gar nicht mehr durchqueren kann ohne Hilfe. Für mich
ein wirklich trauriger Zustand. Der große Kerl ist zum Teil völlig verzweifelt darüber das er
viele Dinge nicht schafft, er steht dann hilf- und ratlos mitten im Raum und ich kann ihm
nicht helfen. Die anderen Hunde sind inzwischen so sehr durch ihn verunsichert, das sie
sich nicht mehr frei im Haus bewegen mögen wenn er in der Nähe ist. Daher habe ich mich,
auf Anraten des Tierarztes, schweren Herzens dazu entschlossen ihn unter
Psychopharmaka zu setzen. Heute abend hat er die erste Tablette bekommen. Ob das
helfen wird... ich hab nicht die leiseste Ahnung. Im Grunde weiß ich ganz genau wohin
seine Reise gehen wird... aber ich bin noch nicht soweit ihn los zu lassen...
19.12.2013 Es ist ein wenig Ruhe eingekehrt im Hasslinger Bruch. Nachdem es Anfangs
etwas schwierig war die richtige Dosierung für die neuen Medikamente zu finden, ist es
nun gelungen Candor perfekt einzustellen! Man merkt ihm eigentlich kaum an das er die
Drops bekommt, allerdings ist es ihm nun möglich ohne Anstrengung in den Hundekorb zu
gelangen und die Attacken auf die anderen Hunde haben fast vollständig aufgehört! Jeder
friedliche und entspannte Tag ist ein Gewinn für uns alle...
27.03.2014 Tja, was soll ich schreiben ... auch 2014 hört es leider nicht auf. Nicht genug
damit, dass die Dosierung des Luminals auf das Doppelte erhöht werden musste, nun hat
der arme Kerl auch noch verzögerte Stellreflexe an beiden Hinterbeinen. Das lässt den
traurigen Schluss zu, dass Candor an NCL leidet. Gestern ist er mit der kompletten
Hinterhand einfach weg gebrochen bei dem Versuch in den Garten zu gelangen. So
langsam schwindet in mir jegliche Hoffnung, das der Kerl vielleicht doch noch ein paar
Jahre bei mir bleiben darf...
28.07.2014 never ending story.... Eigentlich geht es Candor zur Zeit recht gut. Allerdings
habe ich das Luminal abgesetzt. Es hatte sich schlußendlich offensichtlich so sehr in dem
Hund angereichert, das er nicht mehr am Leben teilgenommen hat. Er wankte hier herum
wie eine lebende Leiche... das kann es ja nun auch nicht sein! Nach wie vor ist aber sein
Verhalten reduziert. Er nimmt nur wenig teil an den Unternehmungen der anderen Hunde,
die Spielstunden verschläft er. Seine Muskulatur an den Hinterbeinen lässt immer mehr
nach. Zumindest lebt er aber im Moment relativ friedlich mit den anderen Hunden und die
Angriffe haben fast komplett aufgehört. Man muss aus allem im Leben das Positive ziehen!
31.07.2014 Nun schreibe ich heute den letzten Eintrag auf dieser Seite; Candor hat heute
früh den Weg über die Regenbogenbrücke angetreten. Er hatte einen Anfall aus dem es kein
Zurück mehr gab. Nein, er starb nicht am MDR 1 Defekt, aber hätter er den nicht gehabt, so
hätten sich nicht die Medikamente, die er zu Lebzeiten brauchte, in seinem Körper, seinem
Gehirn anreichern können. Ihm, meinen anderen Hunden und auch mir selber wäre unter
Umständen viel Leid erspart geblieben! Vielleicht sollten sich all diejenigen, die der Meinung
sind MDR1 -/- Hunde leiden nicht, mal überlegen was sie den Tieren und auch ihren
Besitzern mit dieser unsäglichen Einstellung antun...
31.07.2014
Ruhe in Frieden mein Großer, es
tut mir unendlich leid, das ich
Dir nicht mehr Zeit schenken
durfte.
Die Erinnerung ist ein Fenster,
durch das ich Dich sehen kann,
wann immer ich will